Published 1988.
Wenn ich dieses
Buch in fünf Minuten zusammenfassen könnte, was könnte ich schreiben? Der
Versuch den Inhalt des Romans auf weninge Sätze zu reduzieren, ist es sehr
schwer.
Camões wander
durch die Strassen von Lissabon und schleppt den Sarg mit dem Leichnam seines
Vaters mit sich – für mich ein Symbol für das portugiesiche Weltreich. Ich
könnte hinzufügen: stellen Sie sich einen Camões vor, der durch “Lixboa”
streift und in einem Sarg seinen verwesenden Vater mitbringt, einen Pedro Álvaro
Cabral, der nach seiner Verflucht aus “Loanda” nun von dem “Milizen der UNITA”
verfolgt wird und sich von seiner Frau, einer dunkelhäutigen Prostituierten,
aushalten lässt, einen Heiligen Francisco Xavier, der als Zuhälter arbeitet,
einen Pater António Vieira, der in betrunkenem Zustand Predigten halt, einen
pensionerten Vasco da Gama, der dem Kartenspiel verfallen ist und mit einem
König D. Manuel, der eine Blechkronte trägt, in einem rostigen Ford Cabrio
durch die Stadt fährt, der wahnsinnige D. Sebastião ist ein Drogenanhängiger,
der in Tanger von Oskcar Wilde in seinem Streit um eine Beutel Gras
niedergestochen wird und stirbt usw.
Die Handlung des
Romans entwickelt sich auf zwei Ebenen: einer realer als Ausgangspunkt, welche
die Geschichte der zahllosen Heimkehrer erzählt, deren Habseligkeiten am Ufer
des Tejo verstreut herumliegen und einer fiktiv-historischen Ebene, die unablässig
um die Symbole aus dem glorreichen Zeitalter der Entdeckungen kreist und ebenso
wirkliche wie barocke Bilder aus fünfhundert Jahren portugiesischer Geschichte
kreiert. Ein Aspekt der ersten Ebene, dem besondere Aufmerksamkeit gezollt
wurde, ist die implizite Kritik an der überstürzten und chaotischen Art und
Weise, in der sich der Rückzug aus den Kolonien nach der Nelkenrevolution
abgespielt hat.
Es Geht in dem
Roman umm eine Karnevalisierung der poretugiesichen Geschichte. Lobo Antunes
verknüpft in seinem Roma Figuren, Orte und Gegenstätande aus verschiedenen
zeitlichen Zusammenhängen und lässt einen fragmentarischen Diskurz entstehen,
der von einem, nicht selten durch Alkohol bei den Erzählerfiguren ausgelösten,
stream-of-consciousness gekennzeichnet ist. So erzeugt der Autor seine
Halluzinatorischne Atmosphäre. Immer wieder wurde zudem auf Parallen zu Faulkner
in Lobo Antunes’ Erzähltechnik hingewiesen. Ich hebe dioe besondere ästetische
Qualität der Prosa von Antunes hervor, die aus dem “Chaos” in Grammatik,
Erzählperspektive udn Chronologie entstehe.
Die
Schlussszene. Mit der Lobo Antunes "As Naus" ausklingen lässt, ist von
entscheidender Bedeutung für das Verständins der ideologischen Vorstellungen,
die dem Roman zugrunde liegen. Faulkner hat die
Weissheit mit Löffeln gefressen: “The past is never dead, it's not even past“(Die
Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen”)
NB: Ich musste dieses Buch noch einmal lessen, diesmal auf Portugiesisch…Nächstes Mal vielleicht auf Deutsch…oder auf Englisch…
.
E tinha de escrever algo em Português: querem perceber o que significa ser
português? Um livro intenso, poético e original. A alma portuguesa, embalada
pela glória do passado, arreigada no presente inesperado, imerecido, esquivo.
Uma nação, um povo, prisioneiro nos meandros da saudade, regressado a si mesmo,
de si mesmo desconhecido, rejeitado. Soberbo.
(And I had also
to write something in Portuguese: do you want to glimpse what it means to be
Portuguese? An Intense, poetic, and original book. The Portuguese soul, lulled
by the glory of the past, rooted in the unexpected, unmerited, and elusive
present. A nation, a people, prisoner in the intricacies of nostalgia, left to
its own devices, unknown even to itself, rejected. Superb.)
If anyone out
there wishes to buy it, can find here
a superb English translation by none other than the also superb Gregory Rabassa
(one the greatest living translators of Portuguese literature into English).
In my view, António Lobo Antunes is the most German of the Portuguese authors. Every time I read him, I get the feeling I'm reading a translation from German into Portuguese...I think it was Harold Bloom who said Lobo Antunes is one of the living writers who will matter most in the long run. Now that we come again to that particular time of the year, it always surprises me why José Saramago won the Nobel Preis in Literature and Lobo Antunes didn't. Alas, the ways of the Nobel Prize committee are inescrutable...
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